Psychotherapie


Psychotherapie für Kinder und Jugendliche 

Eine Psyche hat jeder Mensch, so wie jeder Mensch einen Körper hat. Man kann sagen: „jedem Körper wohnt eine Psyche (oder auch synonym: Seele) inne. Beide stehen sogar in Wechselwirkung zueinander (z.B. vor Vorfreude auf den Geburtstag nicht einschlafen können; Bauchschmerzen vor einer Prüfung haben). Im Gegensatz zum Körper kann man die Psyche jedoch nicht direkt sehen oder gar anfassen. Man kann kein Ultraschall oder MRT machen, um zu sehen, wie sie beschaffen ist oder wo sie genau ihren Platz hat oder „wo der Schuh drückt“. So kommt es, dass viele – auch Erwachsene – nicht viel über ihre Psyche wissen. Oft kommt es sogar vor, dass man bei Erkrankungen der Psyche Beleidigungen wie: „Der Psycho“ oder „Der hat doch nicht alle Tassen im Schrank:“ hört, statt ein freundliches „Gesundheit“ wie beim Niesen wegen einer Erkältung. 

Das ist verwunderlich, denn eine psychische Erkrankung kann jeden treffen! Man geht davon aus, dass im Laufe des Lebens jeder dritte Mensch einmal psychisch erkrankt. 

In der Tiefenpsychologie fragen wir uns, warum die Psyche die Erkrankung bzw. Symptome (z.B. Schulangst, Trennungsangst, Antriebslosigkeit, Zwangsgedanken, wiederkehrende Wutausbrüche etc.) entwickeln musste. Wir sehen das Symptom als Symbol für Konflikte in unserer Psyche, die wir zunächst gemeinsam verstehen und in Sprache übersetzen müssen, um den damit einhergehenden Leidensdruck lindern zu können. Fachsprachlich sagen wir, dass Störungen und Probleme so genannten unbewussten Prozessen unterliegen, d.h. in ihrer Entstehung nicht leicht „aus dem Kopf heraus“ verstehbar sind und auch nicht aus reiner Willenskraft ausreichend steuerbar sind.  

Eine Metapher, die diese psychodynamische Funktionsweise der Seele gut verdeutlicht, ist der Eisberg, der im Wasser steht. Wir sehen seine Spitze – das Bewusste, das worauf wir im Alltag gut zugreifen können – deutlich. Doch was sich unter Wasser abspielt: unsere unbewussten bzw. verborgenen Vorgänge in der Seele, die großen und bestimmenden Einfluss auf uns haben, werden in schützender Funktion „unkenntlich gemacht“ (fachsprachlich nennen wir diesen Prozess: Abwehr). Wenn jedoch „unsere Abwehr durchbrochen“ wird oder ihre Kosten den Nutzen übersteigen, also belastende psychische Symptome entstehen, ist die Konsultation bei einem Psychotherapeuten empfehlenswert um eine gesunde Funktionsweise/Balance wiederfinden zu können.  

Die den Beschwerden zugrundeliegenden „unbewussten inneren Konflikte“ werden über die therapeutische Beziehung, die sich im Laufe der Behandlung mit dem Kind oder dem Jugendlichen einstellt und weiterentwickelt verstehbar und zur Bearbeitung zugänglich gemacht.  

Dabei drücken sich Kinder vorwiegend spielerisch aus, d.h. sie inszenieren ihre belastenden Themen bspw. im Rollenspiel, indem sie mir verschiedene Rollen zuweisen oder ausgewählte Szenen wiederholend dargestellt werden uvm.
Für Jugendliche steht dagegen das gemeinsame Gespräch im Vordergrund. Der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung hat auch in der Jugendlichenpsychotherapie einen großen Stellenwert. Es ist wichtig, dass Jugendliche selbst entscheiden können, ob sie eine Psychotherapie in Anspruch nehmen möchten.  

Wann braucht man eine Psychotherapie? 

Es ist nicht immer einfach zu entscheiden, wann es nötig ist professionelle Hilfe aufzusuchen.
Manchmal kommt man mit bestimmten Begebenheiten oder Veränderungen nicht zurecht, fühlt sich „schlecht“, ohne es in Worten genau beschreiben zu können o.ä. zusätzlich können persönliche Krisen wie Trennung/ Scheidung der Eltern, Mobbingerfahrungen, Krankheits- oder Todesfälle zu emotionalen Belastungen führen, die das Kind oder der Jugendliche nicht ohne Begleitung bewältigen kann. Wenn man sich für längere Dauer, ohne es selbst in den Griff bekommen zu können, belastet fühlt, kann eine erste Konsultation bei einem Psychotherapeuten sinnvoll sein.
Für die Indikationsstellung (Antworten auf die Fragen: Ist Psychotherapie notwendig? In welcher Form und in welchem Umfang?) ist der Psychotherapeut/die Psychotherapeutin, sowie andere Heilberufe (z.B. Kinder- und Jugendpsychiater/-in) zuständig.  


Zu betonen ist, dass „Abwarten, bis Gras über die Sache wächst“ eine Verschlimmerung der psychischen Erkrankung nach sich ziehen kann, bspw. kann es zur Komorbidität führen (d.h. zur Entstehung einer zweiten Störung). Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen kann durch psychische Erkrankung eine altersgerechte Entwicklung blockiert werden, die einen Anschluss an die Peer-Group erschwert, die jedoch wesentlich für die psychische Entwicklung ist.  

Gründe dafür, dass es einem nicht gut geht, können sehr unterschiedliche sein! Mögliche Anlässe können beispielsweise sein: 

  • Ängste (z.B. soziale Ängste, Leistungsängste/Schulangst, Ängste vor Trennung, Ängste um andere Personen, Phobien) 
  • Depressionen (z.B. sich langanhaltend traurig, leer oder motivationslos fühlen, nicht mehr weiter wissen mit sich und der Situation) 
  • Verlust einer geliebten Person  
  • Erleben eines belastenden Ereignisses (das einem immer wieder „hochkommt“) 
  • Körperliche Beschwerden ohne medizinischen Befund (z.B. häufige Kopf- und Bauchschmerzen, Schlafstörungen) 
  • Probleme mit anderen (z.B. häufige Konflikte oder Schwierigkeiten Freundschaften zu schließen) 
  • Wut und Aggressionen oder Verweigerungs- und Trotzverhalten und sich dabei nicht mehr selbst steuern können 
  • Zwänge (wenn man etwas wiederholen „muss“, z.B. waschen, zählen, ordnen oder wenn man Gedanken nicht mehr loslassen kann) 
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